Mathematikerin Sonja Kowalewskaja (1850–91)

Sonja Kowalewski wurde als jüngste Tochter eines zaristischen Generals in Moskau geboren. Die Wände ihres Kinderzimmers waren mit den Seiten eines umfangreichen mathematischen Wälzers über Differenzialrechnung tapeziert. War das die Initialzündung für ihre Beschäftigung mit der Mathematik? Sie verbrachte auf jeden Fall viele Stunden damit, die Formeln und Zeichnungen an den Wänden des Kinderzimmers zu „studieren“.
Im Russland des 19. Jahrhunderts war es für Frauen unmöglich zu studieren. Sie hatten keinen Zugang zur Universität. Auch in Deutschland blieben in dieser Zeit die meisten Universitäten den Frauen verschlossen. So wurde z.B. erst 1908 die Zulassung in Preußen per Gesetz geregelt, allerdings mit dem Recht des Erziehungsministers, Frauen den Zutritt zu bestimmten Vorlesungen verbieten zu können. Ursache für diese Einschränkungen war, dass Frauen insbesondere in den Naturwissenschaften und der Mathematik als weniger bildungsfähig galten als Männer.
Sonja heiratete 18-jährig den Studenten Wladimir Kowalewski, mit dem sie nach Heidelberg ging, um zu studieren.
Schon nach einem Jahr konnten ihre Heidelberger Professoren Sonja nichts mehr beibringen und empfahlen ihr, nach Berlin zu gehen, um dort bei Professor Weierstraß, dem „berühmtesten Mathematiklehrer Europas“ weiterzustudieren. Weierstraß war ein entschiedener Gegner der Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium. Als er jedoch Sonjas Begabungen in der Mathematik erkannte, erklärte er sich bereit, sie zu unterrichten und zu fördern.
Mit ihrer Arbeit über partielle Differentialgleichungen promovierte Sonja 1874 an der philosophischen Fakultät von Göttingen „summa cum laude“.
Nach dem Selbstmord ihres Mannes half ihr die Beschäftigung mit der Mathematik über den Verlust hinweg. Sie siedelte 1883 nach Stockholm um als Dozentin und Professorin. In Berlin war sie noch nicht einmal als Zuhörerin in Vorlesungen zugelassen.
Weihnachten 1888 erhielt Sonja in den Prix Borodin der Pariser Akademie der Wissenschaften, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die bis zu diesem Zeitpunkt einer Frau verliehen wurde.
Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit war Sonja auch immer schriftstellerisch tätig. Sie schrieb Bücher, Zeitungsartikel und Gedichte. Am 10. Februar 1891, erst 41 Jahre alt, starb Sonja an den Folgen einer schweren Erkältung. In ihrem Nachlass fand sich eine Vielzahl begonnener mathematischer Studien.

Sonja Kowalewski
Mathematiker in Berlin vom 17. – 20. Jahrhundert
Gibt es wirklich nur so wenige Mathematikerinnen in Berlin?
fragt Wissen-to-go.

3 Responses to “Mathematikerin Sonja Kowalewskaja (1850–91)”

  1. Berlin-Woman sagt:

    Liebe Peperonata, danke für diesen interessanten Beitrag. Die Kowalewskaja war mir überhaupt kein Begriff, spannend wie kämpferisch die Wissenschaftlerinnen damals waren. Sehen wir uns zum Internationalen Frauentag? Viele Grüße von Berlin-Woman

  2. Berlin-Woman sagt:

    Liebe Peperonata, vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Mir war die Mathematikerin nicht bekannt. Die Geschichte der Naturwissenschaftlerinnen muß erst noch geschrieben werden.

    Wir sehen uns zur Verleihung des Berliner Frauenpreises heute abend? Viele Grüße von Berlin-Woman

  3. Guten Morgen Berlin-Woman,

    vielen Dank für Deinen Kommentar! JA, an der Geschichte der Naturwissenschaftlerinnen muss noch geschrieben werden.

    Bis heute abend im Roten Rathaus zur Verleihung des Berliner Frauenpreises an eine tolle Wissenschaftlerin!

    Sonnige Grüße
    Sabine

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